Ein erster Besuch zum Aufmaß war beeindruckend. Der mittelalterlich erscheinende Innenhof mit gepflegten Grünanlagen vor der Chapel hat bereits im ersten Moment meine volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In der Chapel, die im Perpendicular Style gestaltet ist, stechen beim Betreten vor allem die äußerst dekorativen fächerförmigen Decken ins Auge. Auf einem Lettner zwischen Chapel / Antichapel steht die seitenspielige Orgel in einem Gehäuse der 1890er Jahre.
Die große Herausforderung des Projekts bestand darin, die drei Teilwerke Great, Swell und Pedal in dem kleinen historischen Gehäuse so zu platzieren, dass deren Technik wartbar und deren Pfeifenwerk stimmbar ist. Das Great / Pedal wurde als elektrische Wechselschleiflade, das Swell als einfache elektrische Schleiflade gebaut. Die Tontraktur Great, Swell und Pedal ist voll mechanisch, die Auszüge / Kombinationsregister sind elektrisch auf Einzeltonladen angelegt. Neben der Konstruktion der Orgel war es auch unsere Aufgabe vor Ort, Setzer, Magneten und Taster anzuschließen und das System in Betrieb zu nehmen. Die Intonation im spätromantischen englischen Stil orientiert sich an den Instrumenten von William Hill und Thomas Christopher Lewis. Das Orgeleinweihungskonzert am 06. Mai 2025 wurde von Katelyn Emerson gespielt.
Für den 2024 geweihten Kirchenneubau der Prämonstratenser-Abtei in Gödöllő wurde der Auftrag für den Orgelneubau an die Kollegen der Pécser Orgelmanufaktur vergeben. Das Design der Orgel wurde in Zusammenarbeit mit den Architekten entwickelt und weist durch seine frei hängende Schwalbennest-Konstruktion an der Südwand des Querschiffes gotische Züge auf. Da eine Disposition mit vielen Transmissionen und Extensionen die Basis für das Klangkonzept der Orgel bildet, war von Beginn an klar, dass man die Trakturen rein elektrisch ausführen will. Die Windversorgung und der Servicezugang befinden sich hinter der Orgel in einem Nebengebäude. Der im Querschiff stehende mobile Spieltisch wurde den Kirchenbänken in Material und Form angepasst.
Die Firma Alexander Schuke hat 2024 ihren ersten Neubau in Finnland fertig gestellt. Das Konzept mit der musikalischen Ausrichtung nach Instrumenten von Friedrich Wilhelm Winzer (1811-1886)
konnte die Gemeinde überzeugen; so hat Schuke den Zuschlag für das EU-weit ausgeschriebene Projekt erhalten.
Der Prospektentwurf stammt vom finnischen Architekturbüro NOAN und orientiert sich an neogotischen Prospektentwürfen. Die Konstruktion wurde unserem Büro übertragen, als Vorlage diente das
Winzer-Instrument in Schönberg, das zu Beginn der Konstruktionsphase gründlich untersucht und dokumentiert wurde.
Die Orgel für Lieto hat 26 Register, die auf zwei Manuale und das Pedal verteilt sind. Die Spielanlage ist seitlich als Spielschrank angebaut, Ton- und Registertraktur sind rein mechanisch, wobei
bei diesem Projekt die besondere Herausforderung darin bestand, Ton- und Registertraktur über einen tunnelartigen Durchgang zu führen. Für eine ausreichend gute Windversorgung sorgt ein
21m³/min-Gebläse, für die Windstabilität sorgen drei Keilbälge, die sich im Untergehäuse links des Durchgangs befinden. Die Windladen sind auf einer Ebene angeordnet, vorne in der Mitte das
Oberwerk, links / rechts davon das Hauptwerk in C- und Cs- Seite geteilt, auf ganzer Breite hinten an der Rückwand, durch einen Stimmgang zum HW / OW hin getrennt, das Pedal.
Die Orgel in der Veszprémer Szent Mihály Kirche wurde in den Jahren 2022/2023 auf Grundlage unserer Pläne grundlegend neu aufgebaut. Von der alten Orgel wurde das gesamte Pfeifenmaterial und das neogotische Gehäuse übernommen. Die Werke Hauptwerk, Positiv, Schwellwerk und Pedal wurden im alten Orgelgehäuse neu angeordnet, das Fernwerk (Orgeltruhe) wurde hinter dem Altar eingebaut. Die Trakturen sind, wie schon vor dem Umbau, rein elektrisch. Ziel war es, die große Registerzahl in dem kleinen Gehäuse so anzuordnen, dass Stimmung und Service der technischen Einrichtungen gut möglich sind. Parallel zu dem an die Orgelfront angebauten Spieltisch gibt es einen mobilen Spieltisch im Kirchenschiff.
An Stelle des im Krieg zerstörten Kirchenbaus entstand in den 1960er Jahren ein Neubau nach den Plänen der Architekten Dieter und Gerhard Langmaack. Der Orgelneubau, nach einem Prospektentwurf
von Gerhard Langmaack und dem Konzept von Ernst Karl Rößler, wurde von der Kölner Werkstatt Willi Peter ausgeführt. Zwar entschied man sich bei dem 1966 geweihten Instrument der Mode entsprechend
schon für Schleifladen, aber aufgrund der Weitläufigkeit der Anlage hielt man von mechanischen Trakturen Abstand und stattete das Instrument mit elektrischer Ton- und Registertraktur aus.
Das Umbaukonzept sollte genau an diesem Manko, der elektrischen Tontrakturen und der einseitig neobarocken Disposition der Nachkriegsjahre ansetzen. Um die Klangvielfalt zu erweitern, war schon
bald klar, dass der Platz im bestehenden Orgelgehäuse nicht ausreichen würde. So wurde das Orgelgehäuse nach hinten erweitert, wo sich das Großpedal und das Solowerk befinden. Im bestehenden
Orgelgehäuse wurde an Stelle des alten Großpedals ein neues, schwellbares Chorwerk eingebaut und zu guter Letzt wurde das Orgelwerk mit einem über der Westempore befindlichen Antiphonalwerk
komplettiert. Die Trakturen der Teilwerke RP, HW, SW, KW und Pedal wurden mechanisch ausgeführt. Die neu hinzugekommenen Werke CW, Solo und Antiphonal sind elektrisch gesteuert.
Bei diesem großartigen Projekt war es mir und Helfern überlassen, nach einem ersten Treffen mit Phillip Klais vor Ort das gesamte Orgelgehäuse mit der stählernen Innenstruktur aufzumessen und die
Mensuren zu nehmen. Über ein Jahr wurde dann Schritt für Schritt die neue Konstruktion erstellt. Zum Ostersonntag 2023 wurde die Orgel feierlich geweiht.